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Die Digitale Wochenschau KW 47 #dpr

Digitale WochenschauAn dieser Stelle und unter dem Label „Digitale Wochenschau“ erscheinen zukünftig Kuriositäten, Trends und Entwicklungen aus dem digitalen Alltag eines Verlagsmenschen.
Die „Digitale Wochenschau“ ist Bestandteil des „digital publishing report“, der alle 14 Tage kostenlos erscheint und unter www.digital-publishing-report.de ebenso kostenlos bezogen werden kann.

Books in Browser-Wars: IDPF und W3C
Zum Thema Zusammengehen der beiden Standardisierungsorganisationen (IDPF für ePub, W3C für Web) gab es ja in der letzten Ausgabe des digital publishing report Hintergrundinformationen – auch zu der Tatsache, dass relativ spät einige Verteidiger der Eigenständigkeiten des IDPF auf die Barrikaden gingen, allen voran Steve Potash von Overdrive mit einer Petition. Man darf sich dabei aber nichts vormachen – den Wenigsten geht es dabei um die Hoheit der Verlage über ihr ureigenes Format. Hier geht es darum, wer vom verlustfreien E-Book-Lesen im Web Vor- oder Nachteile hat. Und offen gesagt ist die Empörung vieler jetzt angeblich Betroffener nicht ganz nachvollziehbar, das Open Web-Projekt wird auch hierzulande schon lange diskutiert und der Merger ist auch nicht vor zwei Wochen vom Himmel gefallen. Da hätte man durchaus früher einmal hinhören können. Letzten Endes ergeben sich für digitale Leser völlig neue Möglichkeiten, wenn zum Lesen eines validen E-Books nur noch ein Browser benötigt wird – Standardausstattung jedes Rechners, Tablets und Smartphones.

E-Books am Fernseher
Der Fernseher als Lesegerät für E-Books? Warum nicht, schließlich sind moderne Fernseher auch nichts anderes als mitunter sogar recht leistungsfähige Computer. Und darstellungsfähig, was Apple mit „iBooks StoryTime“ unter Beweis stellt. Zielgruppe sind im Moment Kinder, da der Leistungsumfang der E-Books noch recht eingeschränkt ist, wie Nate Hoffelder, Herausgeber von „The Digital Reader“, meint: „It only works with a limited selection of the ebooks (only titles with the Read Aloud feature). These books have are intended for beginning readers and have pre-recorded narration along with automatic page turning. Some titles also have sound effects, and words are highlighted on-screen as they’re read aloud.“
Funktionieren tut das Ganze natürlich erst einmal auf AppleTVs, wie sich das für eine hegemoniale Ökonomie gehört. Aber wer weiß? Inhalte wie die Text-Adventures von Carlsen oder oolipo (siehe dazu die letzte Ausgabe des digital publishing report) würden auf einem SmartTV sicher genauso reibungslos funktionieren wie diese ersten Kinderbücher.

Die EU spricht zum Thema „Ausleihen von E-Books“
Vor wenigen Tagen hat sich der Europäische Gerichtshof mit diesem Thema beschäftigt und kam zu folgendem Schluss: „In today’s judgment, the Court of Justice first notes that there is no decisive ground allowing for the exclusion, in all cases, of the lending of digital copies and intangible objects from the scope of the directive. That conclusion is, moreover, borne out by the objective pursued by the directive, namely that copyright must adapt to new economic developments. In addition, to exclude digital lending entirely from the scope of the directive would run counter to the general principle that a high level of protection is required for authors.
Dass dies Verlagen sicher nicht in allen Fällen gefallen würde war offensichtlich wenn man an das Thema „Digitale Ausleihe“ der letzten Jahre denkt. Prompt haben auch die UK Publishers Association und die Federation of European Publishers Widerspruch eingelegt. Sehr nett zu lesen, da emotional und mitunter polemisch, ist Nate Hoffelders Einschätzung im Artikel „Publishers Whine About EU eBook Lending Ruling“ (http://ow.ly/RXBS3067yh1).

Facebook Live im Einsatz bei Verlagen
meyer_fb_liveDie Live-Übertragung von Events auf Facebook, mit einfachsten Mitteln – warum kein Marketinginstrument für Verlage. Etwa hier die Lesung von Nathan Hills „Geister“ in der Münchner Buchhandlung Lehmkuhl durch den Piper Verlag – immerhin wurde der Beitrag 20mal geteilt und bekam 3.226 Aufrufe – ein solches Publikum muss man mit einer normalen Buchhandlungs-Lesung erst einmal erreichen!
Auch Autoren greifen immer mehr zu diesem Mittel, etwa Stephenie Meyer (genau, die Auslöserin der Vampirromantikwelle), die am 18. November ihr neues Buch „The Chemist“ auf Facebook vorstellen wird.
Michael Kamleitner, Geschäftsführer von swat.io, hat hierzu in dieser Ausgabe des digital publishing report einen einführenden Artikel zu Facebook Live geschrieben.

Roboter, Daten und Verleger
verleger_automatisierungIn der dritten Ausgabe des digital publishing report gibt es ja einen kleinen Schwerpunkt zu diesem Thema. Generell beschäftigen (völlig zu Recht) die Implikationen von Datenerhebungen, Automatisierungen und Künstlicher Intelligenz unsere Gesellschaft, auch die öffentlich-rechtlichen Medien, die eine ganze Themenwoche dazu veranstalteten. Für verschiedene Berufsgruppen hatte die ARD einen „Futuromat“ gebaut, der sagen konnte, wieviel Prozent der spezifischen Tätigkeit bereits heute von Maschinen übernommen werden konnte. Ob man als Verleger 23% nun aber als gut oder schlecht interpretiert…

 

Chatbots leben ewig
Das Thema Künstliche Intelligenz und Messaging Systeme, sogenannte Chatbots, hängen naturgemäß eng zusammen (siehe dpr #1). Und das Thema „Unsterblichkeit“ ebenso. Klingt zunächst faustisch, aber laut Guardian haben Wissenschaftler der Universität von Leeds begonnen, Figuren der nicht mehr fortgeführten Sitcom „Friends“ zu digitalisieren und kommunikationsfähig zu machen. Und diese leben dann, solange es Elektrizität auf diesem Planeten gibt.

Wenn Manager auf Bäume klettern … Mythen der Personalentwicklung und Weiterbildung
So der Titel eines Buchs von Uwe Peter Kanning, Diplom-Psychologe und Professor an der Hochschule Osnabrück. Der Pabst-Verlag, in dem dieses schon 2013 erschienen ist, beschreibt den Inhalt folgendermaßen: „Jährlich werden in Deutschland etwa 50 Milliarden Euro in Personalentwicklung und Weiterbildung investiert. Allerdings erreichen kritischen Schätzungen zufolge nur etwa zehn Prozent der Maßnahmen die angestrebten Ziele. Mitarbeiter erhalten Weiterbildungen, die methodisch mangelhaft oder überflüssig sind. Die Umsetzbarkeit in den Arbeitsalltag bleibt meist auf der Strecke.
Die hohe Nachfrage hat der Personalentwicklungsbranche einen Boom beschert, der auch sehr fragwürdigen Methoden den Markt eröffnet. Hier bietet man so ziemlich alles feil, was sich denken lässt – und manches jenseits der Vorstellungskraft aufgeklärter Zeitgenossen. Diverse abenteuerliche Methoden fordern den Glauben an fragwürdige Ideologien und Unterwerfung unter ein Regime der Unvernunft.
Selbsternannte Experten schicken Mitarbeiter in die Wildnis, damit sie dort lernen, wie man Konflikte im Büro löst. Andere glauben, man könne durch ein Wochenende mit einem Pferd zu einer besseren Führungskraft werden. Wieder andere reden ihrem Kunden ein, die Persönlichkeit des Geschäftspartners ließe sich an dessen Augenbewegungen ablesen. Outdoor-Trainings und Methoden wie das Neurolinguistische Programmieren gehören heute in vielen Unternehmen zu den selbstverständlichen Instrumenten der Personalentwicklung, obwohl ihr Nutzen nie überzeugend belegt wurde.
Ziel des vorliegenden Buches ist es, einige dieser Ansätze aus wissenschaftlicher Sicht zu hinterfragen. Uwe P. Kanning belegt, dass die meisten außer viel heißer Luft und einem offensiven Marketing kaum etwas zu bieten haben. Viele der als Wahrheit gepredigten Thesen sind unhaltbar. Im günstigsten Fall erwartet die Teilnehmer nutzloses Entertainment, im ungünstigen Fall Verdummung.“ Vielleicht eine Lese-Empfehlung für die Personalabteilung?

Lese-Liste für Innovatoren
Im Rahmen eines Online-Kurses des MIT zum Thema „Innovationsmanagement“ (an dem zufälligerweise der Herausgeber des digital publishing report teilnimmt) hat der zuständige Kursleiter, Professor Eugene Fitzgerald, eine Lese-Liste zusammengestellt, die sicher auch für den einen oder die andere Leser/in hier nicht uninteressant sein dürfte. Kleiner Geschenktipp zu Weihnachten und sich selbst eine Freude machen?

  • Thomas Kuhn, „The Structure of Scientific Revolutions“
  • Clayton Christensen, „The Innovator’s Dilemma“
  • Jon Gertner, „The Idea Factory: Bell Labs and the Great Age of American Innovation“
  • Fitzgerald, Wankerl, Schramm, „Inside Real Innovation“
  • Riorden and Hoddeson, „Crystal Fire: The Invention of the Transistor and Birth of the Information Age“
  • Shane, „The Illusions of Entrepreneurship: The Costly Myths that Entrepreneurs, Investors, and Policy Makers Live By“
  • Schumpeter, „Capitalism, Socialism, and Democracy“
  • Drucker, „Post-Capitalist Society“
  • Atkinson and Ezell, „Innovation Economics“
  • Zachary, „Endless Frontier: Vannevar Bush, Engineer of the American Century“
  • Jackson, „Inside Intel“
  • Malone, „Bill and Dave“
  • Kaplan, „Start-up“
  • Shiller, „Irrational Exuberance“
  • Manes and Andrews, „Gates“
  • Taleb, „Fooled By Randomness“
  • Nasar, „Grand Pursuit“

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