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Anteil der jugendlichen Buchleser in Deutschland sinkt rapide!

Sieht man sich die Zahlen der JIM-Studie („Jugend, Information, (Multi-)Media-Basisstudie zum Medienumgang 12 – bis 19 -Jähriger in Deutschland“) zum Anteil der jugendlichen Buchleser in Deutschland von 2011 bis 2015 an, könnte es einen gruseln: ein Rückgang von 44% auf 36%!
JIM-Studie Ausschnitt
Dennoch weiß der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zu berichten: „Kinder- und Jugendbücher sind eine wichtige Warengruppe auf dem deutschen Buchmarkt. Sie machten 2012 rund 15,6 Prozent des gesamten Buchumsatzes aus. Damit liegt die Warengruppe weiterhin im Gesamtmarkt auf Platz zwei hinter der Belletristik. „Das Interesse an Büchern und am Lesen ist bei den Jugendlichen ungebrochen groß“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.“
Auch wenn vieles an Verlautbarungen des Börsenvereins logischerweise tendenziös sein muss (als Lobbyverband – und das ist jetzt nicht einmal negativ gemeint), hier stimmt die Aussage. Vor allem, wenn man sich die ganze Statistik anschaut seit 2002 und nicht nur den Ausschnitt ab 2011:
JIM-Studie Infografik
Tatsächlich ist der „niedrige“ Wert für 2015 analog zu den Werten der Jahre 2002 und 2007, während der Wert 2011 mit 44% eher ungewöhnlich hoch erscheint.
Womit vielleicht zwei Dinge verdeutlicht wären: erstens sind statistische Zahlen keine Wahrheiten, sondern immer bewusst interpretierbar (womit wir wieder beim Börsenverein und den Zahlen zum deutschen E-Book-Markt wären, diese Spitze muss jetzt sein). Und zweitens: eine Artikelüberschrift muss nicht zwingend falsch sein, um doch falsch zu sein.
Also Entwarnung auf breiter Front?
Aber zurück zum Thema „Bücherlesende Jugendliche“. Wenn sich dieser Wert in den letzten 13 Jahren nicht fundamental verändert hat – dann ist ja alles gut. Oder?
Andererseits überlege man sich den Siegeszug von Smartphones in den letzten fünf Jahren dazu, die Durchdringung von (fast) allem durch Mobile – und die Nutzung von Bewegtbildplattformen wie Youtube oder sozialen Netzwerken gerade durch Jugendliche. Das zeitliche Nutzungsvolumen von Medien wird ja nicht per se größer.Vielleicht wird man dann in einigen Jahren, sagen wir der JIM-Studie des Jahres 2025, feststellen, dass die Überschrift dieses Artikels nicht nur nicht falsch, sondern auch richtig war.

6 Kommentare

  1. Es wäre auch mal spannend, die kolportierte unterschiedliche Medien-Nutzung der Geschlechter genauer zu untersuchen. Stimmt „Mädchen lesen mehr Bücher als Jungs“?

  2. Dann würde mich jetzt interessieren, was die bis 12 Jahre gemacht haben: doch gelesen? Mehr gelesen als jetzt? – Denn wer in der Kindheit Kontakt mit Büchern hatte, kann sich über Jahre hinweg Bücherlosigkeiten leisten und wird dann doch wieder irgendwann zum Schmökerer.
    Mich würde der internationale Vergleich interessieren: Ist das anderswo genauso? Denn das Internet ist ja global. Nicht aber die Verführungskünste der Verlage, die Attraktivität der Bücher. Liegt da womöglich etwas im Argen?
    Und was ist ein Buch? Trotz der Bewegtbilder lesen Kinder und Jugendliche durch Internet und Smartphone enorm viel.
    Der soziale – weil Bildungskontext – würde mich auch interessieren. Hat sich womöglich am Zugang zum Buch etwas verändert durch stark steigende Armut in Deutschland?
    Und plötzlich sagt die Überschrift so gar nichts aus … vor allem nichts darüber, was man konstruktiv und positiv dagegen setzen möchte.

  3. Die 12-19jährigen sind vermutlich deswegen erfasst worden, da vorher idR kein „selbstbestimmter“ Kauf von Büchern erfolgt, sondern durch Eltern, verwandte etc. erfolgt. Ist jetzt mal meine Vermutung.
    Bei den anderen Punkten bin ich auch nur auf Mutmaßungen angewiesen, vielleicht finde ich aber ein paar Studien o.ä.
    Konstruktiv wäre zB, sich angesichts einer Generation, die zwar liest, aber eben nicht mehr im heutigen Umfang auf Papier, sich endlich von der Verkettung an eine Produktform zu lösen. Aber da müssen die Verlage schon selber je nach Zielgruppe überlegen, was sinnvoll ist, es kann keine allgemeinen Lösungen geben und das kann und mag ich auch nicht im Rahmen des obigen Artikels leisten. Nur gegen viel Geld 😉

    • Ich glaube auch, dass wir Wege finden müssen Inhalte mediengerecht (also aufbereitet für die Geräte, welche die Jugendliche nutzen) zu transportieren. Da ist viel Denkarbeit und sind viele Versuche mit Prototypen notwendig. Auch im Rahmen dieser #Digitalisierung gibt es keine Patentrezepte. Aber dies erwähntest Du ja schon 😉

  4. Die Fragen wären eigentlich vom Börsenverein oder den Verlagen zu beackern, nicht von dir 😉 Ich habe die an dieser Stelle mehr oder weniger rhetorisch gestellt.

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