„Kennzahlen, Aufbereitung für strategische Entscheidungen, datengetriebe Produktentwicklung, Kundenzentriert, Customer Journey, Lifetime-Value, Audience…“ – klingt spannend, oder?
Okay, das war jetzt gelogen und dient der Maxime „Verdeutlichen durch Übertreibung“. Meines Wissens suchen diese beiden großen Verlagshäuser keine Daten-Analysten (alle anderen Verlage ebenfalls nicht). Tatsächlich sucht die Frankfurter Allgemeine Zeitung gezielt „Data Analysts“. Bevor sich jetzt aber wieder alle beruhigt hinlegen wäre vielleicht ein kleiner Blick auf die Stellenbeschreibung auch für die Buchbranche sinnvoll – in Hinblick auf zukünftige Anforderungen. Und warum es gut wäre, solche Stellenausschreibungen auch einmal im Börsenblatt zu finden.
Kennzahlen, Aufbereitung für strategische Entscheidungen, datengetriebe Produktentwicklung, Kundenzentriert, Customer Journey, Lifetime-Value, Audience…es hilft alles nichts, aber diese Begrifflichkeiten stehen für das Verlegen im 21. Jahrhundert, nicht „Haptik“ oder „Büttenpapier“.
Die Situation ist doch die – nie gab es mehr unternehmens- und produktrelevante Daten als heute. Aber wo sind die Kollegen in den Verlagen, die KPIs definieren, die Daten sammeln, aggregieren, visualisieren? Wer stellt dann auch (eigentlich der entscheidende Faktor) die richtigen Fragen? Und zwar nicht nur retrospektiv im Rahmen des vertrauten Verlags-Controllings?
Das Missverständnis liegt im vermeintlichen Konflikt zwischen „datengetriebenem Publizieren“ (wer lässt sich gerne vor sich her treiben?) und dem programmatisch prägenden Verleger. Zahlen vs. Bauchgefühl. Wirtschaftliches Arbeiten (und dies unterstellt, dass ein Gutteil der 2.200 deutschen Verlage Wirtschaftsbetriebe sind) basiert schon seit den Sumerern datenbasiert (die frühesten Tontafeln halten „Eintragungen aus dem Steuer- und Rechnungswesen“ fest). Daran ist nichts Ehrenrühriges.
Wer als Verlag mit seinen Produkten in einem gigantischen, unübersehbaren Warenhaus voller Inhalte unterschiedlichster Art zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Produkt überhaupt noch in einem wirtschaftlich sinnvollen Umfang sichtbar bleiben will – der kommt um ein digital gestütztes Zahlen-Instrumentarium nicht mehr herum. Ob man dies Big Data, Smart Data oder Data Data nennen mag ist irrelevant.
Aber der Big Data-Ozean erfordert kundige Fährleute – eben Daten Analysten. Und um im prosaischen Bilde zu bleiben: was mag einem Schiff auf hoher See vor einem aufziehenden Sturm ohne Navigator wohl bevorstehen?
P.S. Wer übrigens nicht so lange ausharren möchte bis erste solcher Positionen in Verlagen ausgeschrieben sind – der kann es ja tatsächlich einmal bei der FAZ probieren.
Hallo Herr Meyer,
nennen wir es doch Data-Mining (um aus der oft unstrukturierten Sammelwut, auch Big Data genannt, Kennzahlen ausgraben zu können). Die geeigneten Tools sorgen dann dafür, datengestütztes Marketing betreiben zu können. Das ist es doch, was alle wollen, oder. 😉
Stimmt, den Begriff hatte ich jetzt nicht auf dem Schirm. Dabei hätte ich daraus schöne verbale Bilder machen können (Goldgräber etc)