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Startup readfy – kostenlose, werbefinanzierte E-Books

ReadfyMögliche Erlösmodelle rund um E-Books werden ja schon lange diskutiert – das Startup readfy hat hier Nägeln mit Köpfen gemacht und ein zumindest teilweise kostenloses, da werbefinanziertes Modell an den Start gebracht. Kollege Johannes Haupt hat bei lesen.net gewohnt kompetent alle relevanten Fakten zusammengefasst – hier soll der Aspekt „Werbefinanzierung“ aus Verlagssicht betrachtet werden. Grundlage dafür ist ein taz-Interview, das eine Journalistin mit mir durchgeführt hat,und da von diesem nur zwei kurze Zitate verwendet wurden, veröffentliche ich hier meinen kompletten Text zur Lektüre und Diskussion.

Halten Sie solch ein Projekt für sinnvoll?

Dazu muss man sagen, dass die Werbefinanzierung (wenn auch nicht ausschließlich) für Verlage, speziell Fachverlage, kein wirklich neues Thema ist. Letzten Endes gibt es im digitalen Bereich drei Möglichkeiten der Bezahlung: ich zahle für ein Produkt, ich zahle in Form von Aufmerksamkeit (zB Anzeigen) oder in Form von Daten (zB die Weitergabe meiner E-Mail-Adresse etc).
Insofern sind Modelle, in denen die Kosten für die Produktion eines E-Books, die Autorenhonorare etc. durch Anzeigen finanziert werden durchaus denkbar und werden in der Verlagsbranche ja auch immer wieder diskutiert. In der Vergangenheit scheiterten solche Projekte eher daran, dass für viele Verlage, speziell Buchverlage, die Anzeigenacquise ein komplett neues Feld ist.

Wie schätzen Sie die Akzeptanz potentieller Nutzer ein? Würden eBooks
mit Werbeinhalten angenommen?

Das hängt wie bei allen solchen Modellen in allen Medienkanälen (dies gilt ja auch für Werbung in TV und Radio sowie Zeitschriften) davon ab, wie diese Werbung wahrgenommen wird. Ist sie nicht störend, überwiegt mit Sicherheit das Argument, ein E-Book günstig oder gar kostenlos zu bekommen, keine Frage.

Könnte die Durchführung zu nennenswerten Konkurrenzsituationen auf dem
eBook-Markt führen?

Mit Sicherheit nicht, es würde dann eben ein Angebot bestehen bleiben, bei dem man für das Produkt zahlt und ein anderes, bei dem im Endeffekt der Anzeigenkunde zahlt. Und beides würde auch aus Verlags- wie Kundensicht gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Oder sogar dazu beitragen, eBook-Piraterie zu verhindern oder einzudämmen?

Piraterie würde dann nur in dem Bereich, in dem kostenlose E-Books werbefinanziert entstehen, eingedämmt werden bzw. obsolet. Man darf auch nicht vergessen, dass Werbefinanzierung (durch Online-Anzeigen) ja das Geschäftsmodell vieler Piraterie-Seiten tatsächlich ist.
Und beim Anzeigen-Geschäftsmodell geht es im Kern um Reichweite – die Intention des Anzeigenkunden ist ja dergestalt, dass so viele Leser bzw. potentielle Kunden wie möglich seine Anzeige sehen. Dasselbe gilt (wenn honoriert durch Anzeigenerlöse) auch für den Autor, dieser hat ja ebenfalls ein Interesse daran, eine hohe Verbreitung zu erhalten.
So lange wir aber keine digitale „heile Welt“ haben, also jede Form von Literatur auf diese Weise seine Erlöse findet (und das ist höchst unwahrscheinlich, da mit steigender Zahl der werbefinanzierten E-Books auch die Menge der verfügbaren Anzeigengelder sich auf mehr Produkte verteilt und weniger für den Einzeltitel bleibt), wird es auch E-Books geben, die als Produkt Geld kosten. Und diese sind dann auf den Piraterie-Plattformen nach wie vor schlicht illegal.

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