Es wird viel über „Discoverability“ geredet, über „Meta Data“, die notwendig sind, damit auch in Zukunft die Leser, deren Hauptinformationsinstrument Suchmaschinen sein werden, unsere Produkte in diesem ganzen suchalgorithmischen Chaos auch garantiert finden. Dass die Begrifflichkeit „Meta Data“ aus dem Reich der Computer-Systeme kommt macht es unserer der Stofflichkeit, weniger der Abstraktion zuneigenden Branche auch nicht gerade einfacher. Aber an diesen Strukturinformationen geht zukünftig kein Weg vorbei, weswegen wir uns hier dem Thema etwas annähern wollen.
Sehr schön und vor allem lobenswerterweise in „plain english“ hat Martin Taylor von 101publishing die beiden grundsätzlichen Formen von Metadaten beschrieben:
a. Kerninformationen
Vergleichbar der klassischen Bibliografie, also Autor, Titel, Verlag, Preis, etc. Im Kontext des VLB sind die meisten Verlage geübt in der Erstellung und im Umgang mit diesen Kerninformationen
b. Erweiterte Informationen
Hierunter versteht man zB Besprechungen, Informationen zum Autor, Probekapitel, etcpp. Also all die Dinge, bei denen die Verwendung zu Marketingzwecken zwar auf der Hand liegt, die Informationen selbst sich meist verstreut in unterschiedlichsten Verlagsabteilungen wie Lektorat, Vertrieb, Marketing befinden. Gerade aber diese Informationen ermöglichen es einem potentiellen Leser, sich einen Eindruck vom Produkt zu verschaffen – auf den Einfluß etwa von Leseproben auf ihre Kaufentscheidung hat ja zB Kathrin Passig vor kurzem eloquent und gewohnt kontrovers hingewiesen
Martin Taylor gibt in seinem Blog gleich einige Tipps an die Hand, von denen der eine oder andere vielleicht irrelevant, die anderen möglicherweise für den Techie von nebenan sehr oberflächlich sind – nichtsdestotrotz ist die Realität in vielen Verlagen noch eine andere, weswegen die Beachtung dieser Hinweise durch bessere Auffindbarkeit am Ende des Tages sogar mehr Umsatz bedeuten kann. Also bitte beachten:
– Immer komplette, aus Kerndaten wie erweiterten Informationen bestehende Metadatensätze erstellen.
– Inhaltsbeschreibung sollte Keywords zum Produkt enthalten, vor allem in den ersten 50-100 Wörtern.
– Keywords in Titel oder Untertitel sind die Kür – lässt sich aber mitunter aus produktinhaltlichen Gründen nicht realisieren. Ein für einen menschlichen Leser schmissiger Titel mag unter algorithmischen Gesichtspunkten ungut sein, aber das läßt sich nicht ändern.
– Kategorienzuordnung der Titel beachten, gerne auch mehreren Kategorien zuordnen (so sie inhaltlich natürlich Sinn geben)
– Auszeichnungen, Awards, Besprechungen (Achtung: Zitatrecht bei Rezensionen beachten!), Erwähnungen rund um den Titel. Aber auch umfassende Autoreninformationen.
– Auszüge, Zusammenfassungen etc. zugänglich machen – für einen ersten Produkteindruck gibt es nichts Besseres!
– Links zu eigenen Buch-Websites, Fanpages, aber auch zum Autor integrieren. Das wird zwar nicht immer von relevanten Datenbanken verwendet und dargestellt, schadet aber nichts.
Ein weiteres Argument, hier zu investieren, ist eher ein innerbetriebliches: um solch strukturierte Daten erstellen zu können benötigt es in der Regel hausintern ein System (gerne mal PIM genannt), dass diese Daten zentral vorhält und auch als Informationssystem für die lieben Kollegen, von Vertrieb bis Lektorat, dienen kann.
Klingt alles einfach und vertraut? Fein – willkommen im Kreise derer, die ihre Hausaufgaben im Kontext „Discoverability“ gemacht haben. Der Rest sollte schleunigst nachrüsten…
Bildquelle: Flickr Rosario Fiore
Google
Noch einen Punkt, den vor allem Wissenschaftsverlage beachten sollten: Metadaten komplett öffentlich zugänglich machen, also Open Access, damit sie in entsprechende Kataloge der Bibliotheken etc. übernommen werden können.
Übrigens ist wiederum spannend zu lesen, was Bibliothekare/Informationswissenschaftler unter Metadaten verstehen! Da werden noch Methoden, Zeiträume, geographischer Raum etc. abgefragt.
Und ja, zu viele Verlage haben in diesem Bereich ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht. Und dann jammern sie herum, warum sie und ihre Produkte nicht gefunden werden!
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Ist mit Kategorienzuordnung „Thema-Klassifikation“ im vlb gemeint?
Martin Taylor meinte damit die Zuordnung zu den jeweiligen Shop-Kategorien. Hier gibt es ja doch einige Unterschiede zwischen buchhändlerischen Warengruppen wie in Deutschland (VLB), den anderen internationalen Standards wie BISAC oder jetzt (Pan)Thema – und eben den Kategorien, die Shops wie Amazon verwenden.