In Norwegen ging eine Selfpublishing-Plattform an den Start, intiiert vom Verlegerverband und Schulbuchverlagen, deren Ziel unter anderem die Sensibilisierung Jugendlicher für den Wert verlegerischen Arbeitens und des Urheberrechts ist. Ein spannendes Projekt und Zeit für ein Interview mit dem zuständigen Projektmanager, Kjetil Nordengen.
Wer oder was steht denn genau hinter «Elevforlaget»?
«Elefvorlaget», auf deutsch etwa «Schüler-Verlag», wurde initiiert vom Norwegischen Verlegerverband, in Zusammenarbeit vor allem mit den großen Schulbuchverlagen im Land. Ein Teil der Finanzierung geschieht auch über die norwegische Urheberrechtsorganisation «Kopinor».
Warum wurde ein Angebot wie «Elevforlaget» überhaupt aufgebaut? Kann man hier eigentlich die Terminologie «Selfpublishing für Schüler» verwenden oder führt das in die Irre?
Ein Zweck von «Elefvorlaget» ist es, Aufmerksamkeit und Sensibilität zu schaffen für Themen wie Urheberrecht und den Wert auch immaterieller Güter. Wenn man Schülern ermöglicht, selbst ein richtiges E-Book zu erstellen und öffentlich zugänglich zu machen, dann unterliegen sie denselben Regeln wie alle anderen, die veröffentlichen, Autoren wie Verlage. Das Publizieren von Texten und Bildern hat auch einiges mit Verantwortung zu tun, und wenn wir Schülern genau dies möglich machen, dann haben sie einen viel konkreteren, praktischen Zugang zu diesen Themen, anstatt immer nur moralisierend davon zu reden, dass sie gefälligst nicht die geistigen Eigentümer anderer «stehlen» dürfen.
Dabei ist es auch wichtig zu wissen, dass Elevforlaget keine editorischen Funktionen hat, wie ein Verlag. Es ist viel mehr eine Plattform, die Schülern erlauben soll, ihr eigener Verleger zu sein.
Welche Art an Inhalten findet man denn auf der Plattform?
Auf Elevforlaget findet man hauptsächlich zwei Arten an Inhalten. Zunächst das das begleitende Material der Plattform selbst, das Lehrer und Schüler durch den ganzen Prozess des Erstellens und Veröffentlichens von digitalen Inhalten, Büchern, führt. Dort stellen wir auch Inhalte für Lehrer zur Verfügung, die ihnen Anregungen und Hilfestellung bei der Arbeit mit ihren Schülern im Kontext von Elefvorlaget geben.
Am wichtigsten ist aber unser «Buchregal», auf norwegisch «Bokhylle», in dem Schüler ihre eigenen E-Books veröffentlichen können.
Wie sind denn bisher die Reaktionen von Schülern, Lehrern oder Verlagen zu dem Angebot ausgefallen?
Offen gesagt haben wir bisher keine wirklich großen Massen an Nutzern, Elefvorlaget ist ja auch erst gestartet. Ich würde schätzen dass bisher 15-20 Schulen involviert sind mit ihren Buchprojekten. Unsere derzeitige Strategie ist ein kontinuierliches, organisches Wachstum, zunächst müssen wir ja den Schulen helfen, ihre Projekte erfolgreich umzusetzen. Natürlich hoffen wir hier auf eine Erfolgsstories, die wiederum andere Nutzer anziehen. Da sind wir ganz pragmatisch: lieber 300 zufriedene Schüler und Lehrer, die mehr Inhalte erstellen wollen als 5.000 Schüler und Lehrer, die nach einem ersten Projekt nie wieder Elefvorlaget nutzen wollen.
Mein Eindruck ist auch, dass die Schüler sehr stolz auf ihre eigenen digitalen Bücher sind. Manche haben auch größere Aufmerksamkeit und Reichweite für unsere Plattform erzeugt, da sie im Rahmen von Schulprojekten umgesetzt wurden und damit zum beispiel in die lokale Presse kamen.
Aber auch die Verlage sind sehr zufrieden, da sie ihr Hauptanliegen, Sensibilisierung für Urheberrechte und den Wert verlegerischer Tätigkeit zu schaffen, gut umgesetzt sehen.
Was können Sie uns über den norwegischen Verlagsmarkt erzählen, speziell für Universitäten, Schulen, Lehrer und Schüler. In Deutschland haben wir einen sehr regulierten Markt, der einem starken und direkten Einfluss der jeweiligen Regierungen der Bundesländer unterlegt respektive den Kultusministerien.
Der von Ihnen angesprochene Verlagsmarkt unterliegt im Gegensatz zu Deutschland einem offenen, freien Wettbewerb und wird aufgeteilt unter 3 bis 4 grossen Verlagshäusern, die sich den Markt teilen.
Welche Ziele verfolgen Sie in Zukunft mit «Elefvorlaget»?
Unsere kurzfristigen Ziele sind eher darauf ausgerichtet, zufriedene Nutzer zu haben und mit diesen, wie erwähnt, Erfolgsstories aufzubauen. Wir werden jetzt auch einen Wettbewerb initiieren, «Das Schüler-Buch des Jahres», an dem alle, die auf «Elefvorlaget» veröffentlichen, teilnehmen können. Der ausgeschriebene Preis beinhaltet übrigens, dass die Sieger-Klasse zusammen mit einem Verleger ein gedrucktes Buch veröffentlichen darf.
Auf lange Sicht hoffen wir natürlich, eine verbreitete und genutze Hauptquelle für Schul-Inhalte in Norwegen aufzubauen, die gleichzeitig hilft, den Sinn von Urhebererchten und deren Einhaltung zu verbreiten.
Kjetil Nordengen arbeitet bei der Nowegischen Verlegervereinigung und ist dort als Projektmanager für “Elefvorlaget” verantwortlich. Als Herausgeber und Lektor von (gedruckten wie digitalen) Schulbüchern hat er viele Erfahrungen in diesem Bereich, war aber auch als Journalist und Lehrer für Sozialwissenschaften tätig.
Der Artikel „Elevforlaget: Selfpublishing für Schüler in Norwegen“ erschien zuerst im „digital publishing report“ 2/2017. Diesen gibt es hier zum kostenlosen Download.