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AGOF-Studie: Mobilnutzer wollen Bücher – nur die Jungen nicht!

lupeDie AGOF, die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung, ist eine gemeinschaftliche Einrichtung der deutschen Online-Vermarkter und –Werbeträger. Primäres Ziel ist es, „Transparenz und Standards in der digitalen Werbeträgerforschung“ zu etablieren, dazu gehören vornehmlich Marktuntersuchungen, Marktforschung. Diese werden denn auch in regelmäßigen Abständen veröffentlicht in Form der „internet facts“ und „mobile facts“ und geben gute Einblicke in das digitale Nutzungsverhalten deutscher User, vor allem aber wird die Frage beleuchtet: „Wonach suchen Nutzer eigentlich?“. Nun ist eine neue Untersuchung erschienen, die sich dem Thema „Mobile Suche“ widmet, mit dem Ergebnis (um den buchreport zu zitieren) „Mobilnutzer wollen Bücher und Apps“. Aber stimmt das so wirklich, wenn man das ganze Feld der digitalen Suche beleuchtet?

Vielleicht sollten wir zuerst ganz kurz einen Schritt zurücktreten und uns digitale „Suche“ generell etwas näher anschauen. Wenn es darum geht, welche physischen Produkte online angeboten werden, spielten im E-Commerce schon immer zwei Dinge eine entscheidende Rolle: das zu verkaufende Gut musste leicht erklärbar sein (vereinfacht: Buch versus Kleidung – über ein Buch kann ich mich umfassend informieren, bei einem Kleid weiß ich erst bei der Anprobe, ob es wirklich passt) und es muss einfach zu transportieren sein. Nicht umsonst hat Amazon als Online-Buchhandlung begonnen und entwickelte sich erst im Laufe der Zeit zu einem Vollsortiment-Kaufhaus. Dieses Henne-Ei-Theorem führt dazu, dass diese Produkte bei (Produkt)Suchen dann auch immer auf den ersten Plätzen auftauchen.
Die AGOF untersucht dieses Feld für den Bereich „Internet allgemein“ (also über alle Endgeräte hinweg) und spezialisiert auch „Mobile“ – sinnvoll, da gerade mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets die prägenden Devices dieses Jahrzehnts sind. Die beruhigende Botschaft scheint dabei, dass das Kernprodukt der Verlagsbranche immer noch einen hohen Anteil einnimmt:

Im mobilen Internet informiert

Hierbei werden alle Altersgruppen betrachtet. Nun untersucht die AGOF aber auch in regelmäßigen Abständen das digitale Suchverhalten insgesamt in Form der Studie „internet facts“, die aktuelle datiert von Anfang diesen Jahres – mit einer eigentlich noch beruhigenderen Feststellung: bei allen befragten Produktgattungen liegt über alle Altersgruppen hinweg das Buch sogar auf Platz 1:
Top Suche Online nach Produkten
Etwas differenzierter wird das Ergebnis, schaut man sich die Verteilung nach Altersgruppen an, und hier lässt sich ganz klar ein Trend feststellen: je jünger die Zielgruppe ist, umso weiter sinkt das Buch in der Such-Nutzung ab:
Informationen im Internet gesucht nach Altersgruppen
Insofern ist die Aussage „Mobilnutzer wollen Bücher“ nicht falsch. Aber analog zu Radio Eriwan muss man dieser ein großes „aber“ folgen lassen – sollte die Entwicklung wie von der AGOF analysiert so weitergehen, sich eventuell sogar dynamisieren (wovon auszugehen ist), dann wird sich dies bald ändern. Wer als Verlag auch jüngere Zielgruppen hat (oder in 10 Jahren noch als Verlag tätig bleiben möchte, wenn die jungen, eben Nicht-Buch-Suchenden Zielgruppen in das traditionelle Buchkäufer-Alter kommen), der muss sich weiterhin anstrengen, was seine Produktform Buch angeht. Zumal die Suche und das Finden von Produkten gleichzeitig immer mehr digital passiert, wie die AGOF in ihrer Untersuchung ebenfalls ausführt. Zurücklehnen und Abwarten funktioniert jedenfalls nicht.

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