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Sind E-Books und Buchhandel wie Kühlschränke am Nordpol oder Zukunftschance? rebookr. verbindet beides

EBook_between_paper_booksDas Forum Zukunft des Börsenvereins des deutschen Buchhandels hat mit dem Arena Digital-Projekt versucht, das Digitale im Physischen darzustellen unter der Fragestellung, wie etwa E-Books im Buchhandel dargestellt und verkauft werden können. Ein innovativer Ansatz, rebookr., wird hier von den beiden Verantwortlichen, Kai Wels und Johannes Albert, näher vorgestellt.

Das Konzept in short: rebookr. ist eine Kooperationsarbeit von Albert Concepts Interior Architecture und Kai Wels, die sich aktuell noch im ersten Konzeptstatus befindet. rebookr. soll eine Verbindung zwischen der Präsentation und dem Verkauf digitaler Inhalte sowohl durch den stationären Buchhandel als auch den Direktvertrieb von Verlagen auf Buchmessen oder Veranstaltungen herstellen. Bestehend aus den drei Einheiten rebookr.display, rebookr.curator und rebookr.cloud ermöglicht das System als Gesamteinheit eine Selektion individueller Angebote durch Händler oder Verlage, die Anzeige der kuratierten Produkte und die Kaufabwicklung mittels Mobile Payment auf Smartphones.

rebookr-logoWer sich übrigens mit den Machern von rebookr. unterhalten möchte, kann dies auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt tun: Bei der Arena Digital 2014 des Forum Zukunft wird rebookr. auch im Rahmen der Preisverleihung zur Arena for Books des Börsenvereins am 08.10.2014 um 14 Uhr in Halle 3.1 Stand K 15 vorgestellt.

 

Digitales Business und Buchhandel – seht ihr darin keinen Widerspruch, wie es ja viele Branchenkollegen tun?

Kai Wels: Warum sollte digitales Geschäft und Buchhandel ein Widerspruch sein? Es gibt zahlreiche Buchhändler mit ausgezeichneten Online Shops, Day-to-Day Delivery und persönlichen Empfehlungen ohne automatisierte Algorithmen. Es gibt im Buchhandel sicher noch Optimierungspotential für flächendeckenden eCommerce als schlagkräftige Alternative zu den großen Online-Händlern. Letztendlich verschenkt der Buchhandel aber eine Umsatzquelle, wenn er sich nicht auch im digitalen Business positioniert. Aus meiner Sicht gibt es also kein Entweder-Oder, sondern nur ein How-to.

Warum sollte sich ein Buchhändler ein solches System in den Laden stellen?

Johannes Albert: Der grundlegende Gedanke besteht darin, Buchhändlern ein zusätzliches Werkzeug zum bestehenden stationären Buchhandel in die Hand zu geben. Dieses kann vom Händler sowohl inhaltlich kuratiert- als auch äußerlich individualisiert werden! Konkret bedeutet dass, dass die Buchhändler eine eigene individuelle Auswahl an eBooks bereitstellen können. Zusätzlich kann das rebookr.display äußerlich durch individuelle Materialien und Oberflächen an die bestehende Ladengestaltung angepasst werden.
Zusätzlich entsteht ein zusätzlicher Vorteil: Titel die nicht auf Lager oder nicht lieferbar sind können vor Ort digital erworben werden. So kann die beratende Expertise auf eBooks übertragen werden.

rebookr ist ja im Kern ein lokal abgebildeter Shop – soll dieser aber nur lokal nutzbar sein oder auch online verfügbar?

Kai Wels: Unser Konzept berücksichtigt beide Varianten. Da wir niemanden ein weiteres Shop-System aufdrücken wollen, bietet rebookr. Schnittstellen zu bereits existierender eCommerce Software. Der Bezahlvorgang findet innerhalb von rebookr. statt, aber die Abrechnung erfolgt dann über den angebundenen Online Shop der Buchhandlungen oder der Verlage. Sollte jedoch kein eigener Shop vorhanden sein, kann rebookr. diese Rolle auch online als eine Art White-Label-Lösung einnehmen.

Das rebookr.-System

Das rebookr.-System

Mit dem curator sprecht ihr ja auch die Verlage an – wie können diese sich positionieren?

Johannes Albert: Der rebookr.curator richtet sich nicht nur an die Verlage, sondern ist das Modul für die Individualisierung des jeweiligen Angebots. Verlage wollen selbstverständlich nur ihr eigenes Programm präsentieren und verkaufen. Das gleiche gilt aber auch für den Buchhandel. Verlage haben mit rebookr. aber die Möglichkeit ihre digitalen Inhalte ebenfalls lokal wie z.B. auf Buchmessen anzubieten. Das System ist aber auch so mobil konzipiert, dass ein Einsatz bei kleineren Veranstaltungen wie Lesungen keine größere Logistik oder Messebau erfordert.

Denkt ihr auch über den Buchhandel hinaus als POS, oder denkt ihr auch an andere digitale Güter?

Kai Wels: Der POS liegt aus unserer Sicht im Zeitalter der Digitalisierung und Ubiquitious Internet nicht mehr ausschließlich bei lokalen Ladengeschäften oder deren Öffnungszeiten. Mit Mobile Commerce erschließen sich völlig neue Einzugsgebiete, die wir langfristig mit rebookr. ebenfalls erschließen wollen. Ein rebookr.display muss nicht nur in einer Buchhandlung stehen. Es könnte ebenso gut an Bahnhöfen, Flughäfen oder Einkaufsstraßen stehen und dort z.B. von einer Buchhandlung oder einem Verlag betrieben werden, sozusagen City Lights mit integriertem Mobile Payment. Das würde im Grunde auch für alle anderen digitalen Güter funktionieren.

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Der Buchhandelskunde betritt also den Laden mit Smartphone oder Tablet, interagiert mit diesen Geräten und der digitalen Buchhandelsumgebung – ist das nicht mehr Fiction als Science? Mobiles Payment scheint ja insgesamt, vor allem hierzulande, noch mehr als nur in den Kinderschuhen zu stecken.

Johannes Albert: Mobile Payment ist tatsächlich hierzulande noch nicht angekommen. Wir sehen es jedoch als eine Technologie, der wir mittelfristig ein großes Wachstum prognostizieren. Aber andere Bezahlmöglichkteiten halten wir zusätzlich auch für sinnvoll.
Kai Wels: Ich stimme Johannes zu. Wir bewegen uns hier noch nicht auf etablierten Wegen. Meines Erachtens wird insbesondere die Integration von NFC und Mobile Payment im neuen iPhone 6 den Markt auch in Deutschland deutlich anschieben. Aus Beobachtungen und Analysen wissen wir, dass das Smartphone heutzutage aus dem täglichen Nutzungsverhalten nicht mehr wegzudenken ist. Da liegt es nur nahe auf diesen Trend zu setzen und nicht erst zu planen, wenn der Durchbruch da ist. First Movement bedeutet Risiko, aber auch potentiell größeren Erfolg.

Wie ist denn eure ganz persönliche Vision von Buchhandels- und Verlagslandschaft in, sagen wir, den nächsten 10 Jahren?

Johannes Albert: Die Leselust wird bleiben. Die Verlage und der stationäre Buchhandel werden über kurz oder lang auch Alternativen und zusätzliche Möglichkeiten entwickeln müssen, um deren Inhalte zu den Lesern zu bringen. Genau hier liegt aus unserer Sicht sehr viel Potential. Wir hoffen auf neue, kreative Lösungen auf dem Weg zwischen Verlag und Lesern.
Kai Wels: 10 Jahre sind im digitalen Zeitalter eine halbe Ewigkeit. Es ist schwer da eine Vorhersage zu treffen, die länger als drei Jahre in die Zukunft blickt. Persönlich sehe ich aber für das Verlagswesen sehr spannende Zeiten kommen. Es wird sich eine Menge ändern, sogar ändern müssen, um mit dem digitalen Wandel mitzuhalten. Aber ich glaube auch fest an das Medium Buch, so wie es seit Jahrhunderten existiert. Daneben wird es aber eben auch andere Formen von Publikationen geben, die sich den Nutzungsbedürfnissen des 21. Jahrhunderts anpassen. Ob das allerdings in der Form der heutigen E-Books sein wird, bezweifle ich stark.

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Die rebookr.-Macher:
Kai Wels ist 1972 in Berlin geboren und seit mehr als 17 Jahren im Online-Bereich tätig. Als Experte für digitale Kommunikation, Online-Marketing und Social Media liegt sein Fokus auf der digitalen Transformation von Unternehmen sowie Product und Business Development. Johannes Albert ist 1981 in Dresden geboren, hat Innenarchitektur in London, Coburg und Halle (Saale) studiert. Simone Harbert ist 1977 in Telgte / NRW geboren, hat Innenarchitektur in Halle (Saale) studiert und war u.a.im Fachbereich Architektur an der Hochschule Anhalt/ Dessau sowie bei MoLo Arquitectura in Valparaiso / Chile tätig. Das 2009 von Johannes Albert und Simone Harbert gegründete Gestaltungsbüro Albert Concepts entwickelt Strategien für Unternehmensauftritte, plant individuelle Markeninszenierungen im Raum für nationale sowie internationale Kunden und beschäftigt sich mit räumlichen Gestaltungslösungen, die einen Kommunikationswert für Unternehmen und Marken herstellen.

http://www.kaipiranha.de
http://www.albertconcepts.com

Bildquellen:
Teaserbild: Wikipedia
Farbbild im Text:Tom Small
Alle anderen Bilder: rebookr.

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