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Farewell, AKEP!

Farewell AKEPDas klingt jetzt etwas melodramatischer als es in der Realität ist. Fakt ist, ab der Frankfurter Buchmesse 2014 wird es einen Wechsel im Sprecherkreis des AKEP geben, Beate Muschler wird meinen Posten übernehmen. Johannes Haupt hatte mich für lesen.net um einen Rückblick zu 3 Jahren Sprecheramt gebeten, den er journalistisch aufgearbeitet hatte (Dafür meinen Dank!). Da mein ursprünglicher Text einige weitere persönliche Punkte und auch meinen Dank an bestimmte Kollegen enthielt, die im lesen.net-Kontext keinen Platz fanden, möchte ich dies hier in meinem eigenen Blog mit dem kompletten Originaltext nachholen.

Die Fragen stellte Johannes Haupt.

Was waren konkret deine Aufgaben?

Das war ja das Schöne: ausser der Organisation der AKEP Jahrestagung war da erstmal wenig (und auch hier standen mir ja Michael Schneider vom Börsenverein und Jürgen Harth als mein Sprecherkollege zur Seite). Außer vielervieler Ideen. Ideal also, um unterschiedlichste Dinge auszuprobieren: die inhaltliche wie personelle Erweiterung durch die Installation der einzelnen Kommissionen. Das Agenda-Setting. Oder verschiedene Veranstaltungsformate, etwa die Digital Nights in Frankfurt und Berlin als Netzwerktreffen, das ebook-Camp in München als thematisch spezialisierte, aber branchenuntypische BarCamp- Veranstaltung, der Austausch mit dem BITKOM, vor allem auch in letzter Zeit ein vermehrter Austausch mit internationalen Kollegen usw.

Hier muss ich aber auch ehrlich sein: das ist beileibe nicht das Werk eines Einzelnen, sondern das Zusammenwirken vieler. Meine Kollegen an der „Spitze“ hatte ich ja schon genannt, aber auch die Mitglieder der Kommissionen haben tolle Arbeit geleistet und viel vorangebracht, bis hin zur Unterstützung durch meine Vorgänger wie Hans Huck oder den von mir sehr geschätzten Arnoud de Kemp, der den Boden für vieles, was heute geleistet werden kann, erst bereitet hat. Zudem hatte ich mit Matthias Ulmer damals einen Verleger, der wie wenige den Wert der Verbandsarbeit erkannte und mir hier auch den entsprechen zeitlichen wie (in seiner Funktion als Verlegerausschuss-Vorsitzender im Verband) inhaltlichen Freiraum gab.

Wann hörst du auf?

Der Stabwechsel findet zur Frankfurter Buchmesse 2014 statt – sicher ein guter Zeitpunkt innerhalb der Buchverlagsbranche.

Warum hörst du auf?

Der AKEP ist personell wie inhaltlich derzeit gut aufgestellt. Aber gerade dann schadet ein Wechsel nichts, der auch mal anderen Wind, andere Akzente in die Sache bringt. Und um diese Sache ging es mir immer, nicht um ein Verbandspöstchen, man darf sich selbst als Person in der Wirkung nicht so ernst nehmen. Letztendlich ist so ein Ehrenamt, bei allem Spaß an der Aufgabe, aber auch mit enormem Zeitaufwand verbunden, diese möchte ich in meine neue, extrem spannende Aufgabe bei Readbox, meinem neuen Arbeitgeber, investieren, in der ich mich nicht nur theoretisch mit den digitalen Veränderungen auseinandersetzen, sondern auch Lösungen entwickeln kann.

Was siehst du als deine wichtigste Leistung in deinem Amt

Die könnt ihr alle mal auf meinen Grabstein meißeln (lacht). Das finde ich persönlich extrem schwer einzuschätzen. Wichtig war mir in allem immer eine Öffnung, weg vom Kaminzimmer hin zu denen, die das digitale Geschäft verstehen oder verstehen wollen. Wenn mir das in Teilen gelungen ist, bin ichs zufrieden. Auf diese Menschen wird es in Zukunft ankommen, ob die Buchbranche als solche eine Zukunft hat.

Was siehst du als wesentliche Herausforderung(en) deiner Nachfolger

Das ist, auf die Kollegen im AKEP bezogen, ein wenig wie Hausaufgaben diktieren. Das AKEP-Team, auch das neue, besteht ja aus klugen Leuten, die wissen wohin die Reise geht und die mit absoluter Sicherheit auch weiterhin einen guten Job machen werden.

Was ich dem neuen Team und dem AKEP aber sicher wünsche: mehr Rückhalt, sowohl im Verband als auch in der Branche. Da hatte ich in der Vergangenheit dann doch auch oft den Eindruck paralleler Welten und wenn man sich allein die Größenordnungen der einzelnen etwa im Verband organisierten Gruppierungen ansieht (von denen der AKEP schlicht der größte ist, nie aber der prominenteste war) fragt man sich schon, wieviel Gutenberg da noch drin steckt. Sicher mehr als gut tut. Denn letzten Endes ist der AKEP ja eine Einrichtung zur Ünerstützung der Branchenkollegen – man muss das aber auch annehmen.

Mich persönlich bewegen die Herausforderungen der Branche natürlich täglich. Wir leben in extrem dynamischen Entwicklungen und Zeiten, das Problem ist nur: mittendrin nimmt man diese Entwicklung nicht wirklich wahr, oft nur im Rückblick. Und das führt dann auch zu einem „Na, so schlimm wirds schon nicht werden“, oder noch fataler „Alles hysterischer Humbug, warten wirs mal ab“. Ich war immer wieder erstaunt, wieviele Branchenkollegen im Vier-Augengespräch letztere Position vertraten. Natürlich hilft Hysterie nicht weiter und manchmal ist die Politik der ruhigen Hand ja gar nicht schlecht. Das heisst aber nicht, die Augen zu verschließen.
Nehmen wir als Beispiel das Smartphone. Im Massenmarkt von Apple als iPhone eingeführt vor gerade einmal sieben Jahren hat es fast einen Gattungsbegriff definiert und bestimmt zunehmend das Nutzungsverhalten der jungen Generation. Unternehmen wie Google und Facebook und viele andere haben das erkannt und stellen ihre Produkt-Strategie darauf um. Langsam aber sicher kristallisiert sich aber auch heraus, dass in vermutlich nicht einmal sieben weiteren Jahren dieses Gerät das bestimmende Lesegerät sein wird. Weltweit ist es das in sehr vielen Ländern ja schon. Fakt ist aber auch, dass es die Buchbranche weitgehend nicht geschafft hat, in den letzten sieben Jahren dieses Gerät sinnvoll für sich zu nutzen und ich habe Sorge, dass dies auch beim Wandel des digitalen Lesens so geschehen wird. Natürlich ist eine sinnvolle Reaktion, ein sinnvoller Umgang mit Veränderungen nicht einfach, keine Frage. Über 500 Jahre Gutenberg taugen aber nicht als Entschuldigung für ein mürrisches Einkuscheln in der Komfortzone.
Und es gibt auch außerhalb des Digitalen Herausforderungen: ob es eine Buchpreisbindung in 10 Jahren noch geben wird ist zumindest fraglich. Aber die Einzigen, die sich wirklich damit beschäftigen, sind die Verbandskollegen – die Lobbyarbeit betreiben, was im Kern aber auch ihre Aufgabe ist, auch wenn das viele ungern hören. Ich sehe aber nirgends eine breite diskursive Auseinandersetzung in der Branche darüber, wie eine Verlagslandschaft ohne diese aussehen könnte. Es gab eine solche schon einmal um die Jahrtausendwende, wir brauchen diese jetzt wieder, und zwar ohne Angst und selbstbewußt. Ein guter Kaufmann sollte immer einen Plan B in der Schublade haben.

Ziehst du dich komplett aus dem Verband zurück oder legst du nur den AKEP-Posten nieder?

Natürlich stehe ich dem Verband resp. „meiner“ Branche in verschiedenen Funktionen weiterhin zur Verfügung. Zunächst werde ich aber zusammen mit Wibke Ladwig die Betreuung der neu aufgestellten Kommission „Digitales Marketing & Kommunikation“ leiten – ein Feld, in dem vor allem für Buchverlage noch einige Herausforderungen stecken. Es gibt weiterhin viel zu tun…und ich freue mich darauf, auch endlich wieder etwas mehr Zeit für meine sonstigen Aktivitäten, etwa das Bloggen, zu haben.

Bildquellen
Teaserbild: Adventures with curiosity and Learning
Grosses Bild: Woodleywonderworks

Google

3 Kommentare

  1. Ich sag‘ mal: absolut angemessen melodramatisch! Danke für die Blumen und Dir für Dein bisheriges und zukünftiges Engagement für unsere Branche. Du kannst jetzt sicher gut verstehen, wie oft ich so zwischen 1996 und 2010/11 bzgl. Neue Medien an dem Punkt ‚hä! Geht’s noch?‘ stand! Wir sind um soviel besser geworden – aber so richtig aufgeholt? Immer noch zu Wenige von uns!

    • Ja, schon erstaunlich, wieviel breite „Das haben wir schon immer so gemacht“-Brust immer noch vorhanden ist. Ich denk mir dann immer „Mei, dann halt ned“ 😉

  2. Pingback: Markierungen 06/15/2014 | Snippets

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