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buchreport-Umfrage: „E-Books sind viel zu teuer“. Provokativ zurückgefragt: Ja und?

E-Book Preis

Das Branchenmagazin buchreport hatte unter dem Titel „E-Books sind viel zu teuer“ die detaillierte Auswertung einer eigenen Umfrage veröffentlicht. Gefragt wurde nach der Preisgestaltung von E-Books und weiteren Faktoren, teilgenommen hatten 319 Personen, vom „Leser“ über den Verlag und den Buchhändler bis hin zum Autoren.

Und so lesenswert die durchaus interessanten Einzel-Statements dabei sind – im Kern haben sich doch nur die schon bekannten (Lobby-)Positionen herausgebildet: den Lesern sind die derzeitigen E-Book-Preise deutlich zu hoch (wobei dies wohl jeder Konsument zu wohl jedem Produkt bei einer solchen Fragestellung als Antwort geben würde), der Buchhandel möchte die Preise hoch halten (um die Preise für gedruckte Bücher nicht zu gefährden – die Angst vor Amazon blitzt dabei immer wieder durch), während Verlage eher im Zwiespalt sind, ob niedrigere Preise für mehr Abverkäufe sorgen oder kannibalisieren. Auch die Sorge um die Buchpreisbindung treibt Verlage wie Buchhandel um. Als Gegenpart positionieren sich die Autoren, die natürlich im Bereich der Honorare noch viel Luft nach oben sehen. Also alles altbekannte Positionen.

Ob dabei die flächendeckende Senkung der Preise für E-Books eine sinnvolle Lösung in diesem „Verteilungskampf“ sind? Da darf man doch Zweifel anmelden:

1. Mit einem vermeintlich hohen Preis kann auch die (natürlich selbst empfundene) Wertigkeit eines Produkts ausgedrückt werden, auch in Abgrenzung zu den weitgehend tiefpreisigen Titel der Self-Publisher

2. Wissen Verlage, ob niedrigere E-Book-Preise tatsächlich den Markt erweitern? Schließlich gilt es den Kannibalisierungseffekt durch weniger Verkäufe und Lizenzierungen gerade im Taschenbuchsegment aufzufangen.

3. Geraten Verlage mit niedrigpreisigen E-Books in die „App-Falle“? Wie schnell Preisschwellen gesetzt werden läßt sich sehr gut im mobilen Markt beobachten. Die von Entwicklern gesetzte Marke von 79 Cent (und die allerwenigsten Entwickler können auch wirklich auskömmlich davon leben) macht es aufgrund ihrer geringen Reichweite in diesem Produktsektor gerade Verlagen fast unmöglich, kaufmännisch guten Gewissens Apps zu produzieren – zumindest als solitäre Produkte.

Die Probleme um das Bepreisen von E-Books resultieren letzten Endes aus der dem Printbuch analogen Produktform. Und der dadurch gegebenen Vergleichbarkeit der Preise. Eine Auflösung dieser Situation könnte die Weiterentwicklung dieser Produktform sein, um diese Kopplung aufzulösen. Oder die digitale, technisch banale Kopie des gedruckten Buchs an selbiges als Bundle anzuhängen. Wie auch immer – Fantasie ist gefragt, sonst lösen andere durch ihre Kaufentscheidung das Problem.

Bildquelle: Flickr Daniel Borman

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14 Kommentare

  1. Anstatt Preisdumping zu betreiben sollte man vermutlich erstmal mehr mit dem Format experimentieren und austarieren, wo für was und wen eBooks tatsächlich einen Mehrwert darstellen. Die meisten Leute nehmen eBooks immer noch als ein „Weniger“ im Vergleich zum gedruckten Buch wahr, aber es hat eben auch ein Mehr an Funktionalität, das in den seltensten Fällen gewürdigt wird.

    P.S.: „Haptik“ ist keine Funktionalität.

  2. Letztlich geht es beim Pricing um das Finden des „Sweet Spots“, bei dem Kundenwünsche und und Verlagsinteressen eine Schnittmenge bilden, denn richtige oder falsche Preise gibt es nicht (s. z.B. die Preisbandbreite von abgefülltem Trinkwasser). Es nützt also nichts, von Verlagen geringere Preise für E-Books zu verlangen. Was man aber sehr wohl verlangen kann – und raten sollte – sind Experimente beim Pricing. Solange ein Verlag seine E-Books konstant x Prozent unter dem Wert eines Hardcovers verkauft, lernt er nichts hinzu. Imho sind auch höhere Preise aufrufbar, dann aber vermutlich nur in bestimmten Segmenten bzw. Warengruppen. Solchen nämlich, bei denen das E-Book einen für den Kunden fühlbaren und durch das Marketing darstellbaren Mehrwert bietet.

  3. In Deutschland darf sowieso nichts etwas kosten, sonst schreien wieder alle unisono „Abzocker“! – Nur das Auto, das MUSS was kosten.
    Solch Geschrei nehme ich nicht ernst.
    Ich kenne Kunden, die wollen Geschenke(!) noch hinterhergetragen bekommen.

  4. Guten Tag,
    ich denke das Problem sind die geringen Unterschiede im Preis hinsichtlich „Print“ und „e“.
    Ich habe kürzliche einen langen Beitrag mit vielen Zahlen gelesen, aus dem am Ende hervor ging, das E-Books eigentlich noch viel zu billig sind, da nämlich alle Beteiligte weniger an ihnen verdienen.
    War sehr ausführlich, logisch, differenziert, etc. pp.
    Aber ich kam mir vor (Entschuldigung für den drastischen Vergleich) wie jemand, dem man eben bewiesen hat, dass die einzig richtige Methode Frieden und Humanität zu fördern, die massenhafte Herstellung und Verbreitung von Waffen sei.
    Gut – es ist absolut möglich, dass ich dumm bin.
    Für Print werden Bäume gefällt, man braucht Kleber, es muss transportiert
    und gelagert werden.
    Eine Datei wird einmal hochgeladen, vielleicht ein wenig optimiert. Fertig.
    Richtig Betreuung und PR, usw. kommen hinzu. Aber das gilt für beide Produktarten.
    Und wenn dann ein dickes gedrucktes Buch 21,- Euro kostet und im „e-Format“ 19,- Euro … ich fürchte das werde ich niemals begreifen.
    Nicht böse gemeint!
    MfG
    Burkhard Tomm-Bub

    • Ich vermute, es ging dabei um den Artikel von Nina Kreutzfeld zur Kalkulation von E-Books. Das hat aber ganz generell nichts damit zu tun, dass die Produktion von E-Books derzeit als Mischkalkulation mit einigen Kosten verbunden ist. Ich versuchs mal mit einem Beispiel: ein (ich sag jetzt mal) Inhalteprodukt wird erstellt. Das kostet Autorenhonorar, Lektoratskosten, Grafikerkosten, Satzkosten, Gemeinkosten etcpp. Dann trennen sich die Produktionswege: auf dem einen wird gedruckt und gebunden und ein Ladenpreis mit 7% MWSt festgelegt, auf dem anderen werden für die einzelnen eReader optimierte Dateien erstellt, es findet eine Qualitätssicherung statt – und dann wird ein Ladenpreis mit 19% MWSt festgelegt. Das bedeutet, dass der größte Kostenblock im Bereich der Arbeit mit dem Inhalt stattfindet, der geringere in der Form-Erstellung (totes Holz oder ePub) und gleichzeitig gehen beim E-Book 12% mehr an MWSt an Vater Staat. Insofern (wenn es nicht gerade eine triviale PDF-Kopie ist) entstehen hier durchaus Kosten bei der Produktion eines E-Books. Und zwar nicht unerhebliche.

  5. Diese Koppelung existiert nur dann, wenn es überhaupt einen gedruckte Ausgabe gibt, die als Referenzprodukt herangezogen werden kann.

    Vielen Self Publishern, die ausschließlich digital veröffentlichen – was auch ich als Verleger tue -, stellt sich diese Frage nicht. Insofern gehen diese Gedankengänge wie so gerne in diesem Blog davon aus, was man mit dem Anhängsel E-Book nun vernünftig anstellt.

    Es beginnt zu langweilen.

  6. @Thomas Weder in der buchreport-Umfrage noch in meinem Blogbeitrag gehe ich explizit von Selfpublishern aus – bei denen die Situation tatsächlich eine andere ist. Sondern aus der Sicht von Verlagen, deren E-Books ja zum Großteil tatsächlich Anhängsel/Kopien eines Print-Produkts sind. Sonst hätten wir die Diskussion ja gar nicht.

    Bei Langeweile würde ich aber empfehlen, lieber in anderen Blogs zu kommentieren 😉

  7. Ein gutes Beispiel für „alles anders“ machen ist doch immer wieder der O’Reilly Verlag. Die haben sich gegen DRM entschieden, als das bei den meisten „konventionellen“ Verlagen ein Muss war. Genauso bei der Preisgestaltung. Die digitalen Versionen sind oft erheblich günstiger und vor allem gibt es quasi täglich Rabatte. Oft sind diese thematisch aufgezogen z.B. Rabatt auf alle E-Books zum Thema Windows 8 oder ähnlich. Und ich erwische mich selber dabei, schon einige E-Books quasi auf Vorrat gekauft zu haben, einfach weil es günstig war. Insofern wäre es tatsächlich gut, wenn mehr Verlage mit dem Preis experimentieren würden um zu sehen, ob die Verkaufszahlen steigen bei fallendem Preis.

  8. Werden die Preise nicht von Angebot und Nachfrage bestimmt? Ich finde, dass die Preise für E-Books okay sind (als Leser). Wer den Preis nicht bezahlen möchte, der kann ja auch auf ein normales Buch zurückgreifen. Das gibt es immer noch am Günstigsten 😉

  9. Pingback: Sind eBooks immer noch viel zu teuer oder gefährden eBooks schon die Buchpreisbindung? |

  10. Den doch traditionellen und klassischen Positionen möchte ich ihren Existenzgrund nicht absprechen, aber das Problem liegt doch in der Digitalisierung beziehungsweise in dem, was wir anbieten selbst. Ein Printbuch ist ein (haptisches) Gut, das ich besitzen nach dem Kauf. Ich kann damit machen, was ich möchte. Kaufe ich ein E-Book, erwerbe ich nicht ein Produkt, sondern eine Lizens zum Lesen in Abhängigkeit zu dem Unternehmen, bei dem ich gekauft habe. Auch diese Tatsachen sind nicht neu, aber mir erscheint es, als würden sie zu oft vergessen werden. Der Preis für die Geschichte an sich ist auch in digitaler Form nicht zu teuer, sondern mit Sicherheit: Gute Literatur braucht ihren Preis, um alle an der Produktion beteiligten fair zu honorieren. Was allerdings nicht stimmig ist, ist die Tatsache, dass die E-Books für uns nur „Leihgaben“ sind, die wir auf unbestimmte Zeit nutzen können, eben bis das Unternehmen versagt oder wir uns aus etwaigen Gründen dagegen entscheiden. Für eine „Leselizens“ sind 20-30% des Printpreises günstiger noch zu teuer. Für ein E-Book, das ich besitze, bezahle ich auch gerne mehr.

    Wir brauchen also eher andere Strukturen und können uns dann nochmal unterhalten, oder wir brauchen ein anderes, flächendeckenderes Verständnis über das, was wirklich gerade Sache ist. Die Umfrage zeigt ja: Den wenigsten Lesern scheint dies bewusst zu sein.

  11. Ferraris sind auch viel VIEL zu teuer. Alles Abzocker. Und dabei hätte ich doch soooo gernen einen.
    Ja, und so verhält es sich mit manchen deutschen Kunden (Abzocker-Gröhler).
    Ich kenne welche, die meckern noch bei 99 Cent. Aber zum Glück sind das alles Menschen ohne Freundeskreis. Alles nur Shit-Stürmchen.

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